Angenehmes Trio
Auch in der Adventszeit steht das Tierheim nicht still und neue Abgabetiere warten auf ihre Vermittlungsbilder, um möglichst schnell von den richtigen Menschen gesehen zu werden. Mittlerweile kann man es fast schon als „außergewöhnlich“ betrachten, dass mich bei meinem Vermittlungsshooting 3 total nette Hunde erwarteten – und das ist nicht mal ironisch gemeint.
Cash
Die Frage „Wollen wir mit dem Schlimmsten anfangen?“ lässt mich immer kurz innerlich zusammenzucken. Dabei kann viel gemeint sein. Schlimm im Sinne von „Der will dich fressen“ oder „Der wiegt 50kg und hat keine Bremse“ oder „Hallo ich bin Spongebob und ich bin bereit“ oder oder oder… Was es auch ist, es wird anstrengend.
Durch die Tür sah ich ihn dann schon – Cash. Wie beschreibe ich das jetzt am besten… Kennt ihr diese Figuren, bei denen man unten einen Knopf eindrückt und diese dann in sich zusammenfallen?
Lässt man den Knopf wieder los, stehen sie wieder straff in voller Pracht da. Ja, so ungefähr ist das bei Cash. Der Boxer-Rüde steht total steif da, starrt einen an, sodass man selbst etwas unsicher wird und spricht man ihn dann freundlich mit einem einfachen „Na“ oder „Hey“ an, ist das, als hätte man gerade den Knopf gedrückt und der komplette Hund setzt sich in Bewegung und kennt kein Halten mehr. Alles wackelt – von der Rutenspitze bis zum Unterbiss. Cash ist gerade einmal 1,5 Jahre jung und hat in seiner Vergangenheit ganz offenbar noch nie etwas Schlechtes erlebt. Sein Leben war wahrscheinlich eine einzige Party, auf der er selbst die Überraschung in der Torte war. Durch einen schlimmen Unglücksfall verlor er sein zu Hause und sucht nun einen neuen Wirkungskreis, in dem die Party nach einer kurzen Unterbrechung weitergehen kann… Und ja – es ist beinahe unmöglich, attraktive Rennbilder von ihm zu machen 😀
Flip
Ach Flip… Viele von euch kennen mich mittlerweile etwas und somit auch mein Herz für die Senioren in den Tierheimen. Der kleine Hundeopa ist einfach nur ein Schatz und bitte bitte bitte lasst uns alle hoffen, dass er schnell ein neues zu Hause findet. Flip wurde sein Leben lang wahrscheinlich sehr geliebt und seiner Form nach zu urteilen, gab es auch den ein oder anderen Keks zu viel. Sein Frauchen ist gesundheitsbedingt mittlerweile an das Pflegebett gebunden und wäre somit darauf angewiesen, dass sich Familie oder anderweitige Bekannte/Angehörige um ihren Hund kümmern.
Leider geschah dies nicht und der 15-jährige, blinde und fast taube Senior wurde dem Tierheim überlassen. Versteht mich nicht falsch, mir liegt es wirklich fern über die Gründe in solchen Situationen zu urteilen, aber die Vorstellung, ich wäre in der Situation der alten Dame und mir wird MEIN Hund genommen, mit dem ich die letzten vielen Jahre verbracht habe und ich kann nichts dagegen tun… Puuuh. Dabei reden wir hier nicht von einem 2-jährigen Jungund, sondern von einem hochbetagten, völlig unkomplizierten, kleinen, netten und freundlichen Hund, der nicht viel braucht.
Ich entschuldige mich kurz, dass ich jetzt vielleicht etwas schwärmen muss… Trotz dass Flip blind ist, kommt er an sich gut zurecht. Er hört noch minimal (ok, man muss etwas schreien) und nutzt in erster Linie seine Nase und vorsichtige „Stubser“, um sich zu orientieren. Er tapst gern vor sich hin und bei unserem Shooting brach auch die Lebensfreude aus ihm heraus und er fing an, uns zum Spielen aufzufordern. Das war nicht nur süß bis zum Rande des Universums, sondern zeigte, dass der kleine Mischling (wahrscheinlich Corgi-Chihuaha) noch jede Menge Quatsch im Kopf hat. In einer OP wurden seine Zähne gezogen, die Narkose hat er in seinem Alter weggesteckt als wäre nichts gewesen. Einzig seine Leberwerte sind auffällig, was aber höchstwahrscheinlich seinem dezenten Übergewicht zugeschrieben werden kann. So… und bevor ich morgen noch schreibe, lasset uns einfach nur hoffen, dass der kleine coole Opi das Tierheim so schnell wie möglich wieder verlassen kann.
Püppi
Püppi wollte eigentlich mal Germanys Next Topmodel werden. Meiner Meinung nach hätte sie auch absolut das Zeug dazu und sie beherrscht Posen wie kaum eine andere Hundedame – Teilweise etwas obszön, aber die Playboy-Bilder lassen wir einfach mal weg. Die ehemaligen Besitzer von Püppi dachten sich anscheinend auch, dass die Dame ganz gut allein zurecht kommt und machten erst einmal entspannt Urlaub außerhalb Deutschlands, während ihr Hund zu Hause in der Wohnung blieb – Allein natürlich.
Glücklicherweise fand die 9-jährige Hündin den Weg ins Tierheim und konnte hier wieder vernünftig versorgt werden. Nach wie vor wurde sich nicht nach Püppi erkundigt, sodass sie nun nach einigen Monaten ein neues zu Hause suchen kann. Kurzer rechtlicher Einwurf an dieser Stelle: Ja, das Tierheim darf Hunde nicht einfach weitervermitteln, ganz egal wie schlecht sie behandelt wurden. Es benötigt hier entweder eine Freigabe durch die Behörden oder einen unterschriebenen Überlassungsvertrag der bekannten Besitzer. Dies kann sich von Fall zu Fall (je nach Ausgangslage) und eigentlich immer zum Leid der Hunde sehr lange ziehen. Das Tierheim ist an dieser Stelle nur eine „Verwahrstelle“ und darf hier schlichtweg eher nicht handeln – Ist der Hund auch noch so nett und freundlich und eine Rückführung zum Besitzer noch so unwahrscheinlich. Püppi hat dieses Prozedere nun relativ flott durchgestanden und freut sich auf ein neues Leben im Rampenlicht.
Zum Abschluss…
Möchte ich vorsorglich noch auf folgende Dinge hinweisen:
- Ich bin kein Mitarbeiter des Tierheims, bin dort lediglich ehrenamtlich tätig
- Richtet daher bitte keine Vermittlungsanfragen an mich sondern direkt an das Tierheim Chemnitz
- Nehmt manche Dinge bitte einfach mit Humor… Mir ist bewusst, dass manche Schicksale alles andere als lustig sind
- Die Beschreibung der Hunde ist keinesfalls vollständig – Einen ausführlicheren Steckbrief der zu vermittelnden Tiere findet ihr auf der Vermittlungsseite des Tierheims:
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