Hunde, Hunde und noch mehr Hunde…
Im Oktober war ich wieder im Tierheim Chemnitz unterwegs, um auch von den Neuankömmlingen schöne Bilder für die Vermittlung zu schießen. Auf dem Plan standen ganze 5 Hunde, es hätten aber auch noch 3 mehr sein können. Vorsorglich… Da diese wahrscheinlich schon bald ebenfalls in die Vermittlung gehen. Für alle, die sich jetzt fragen: Hääää?
Nicht jeder Hund, der ins Tierheim kommt, ist automatisch sofort für die Weitervermittlung freigegeben. Fundhunde beispielsweise müssen eine gewisse Zeit verwahrt werden, um auszuschließen, dass es einen suchenden Besitzer gibt. Auch bei Beschlagnahmungen oder laufenden Ermittlungen muss das Tierheim auf die Freigabe von offizieller Stelle warten, bis der Hund weitervermittelt werden darf. So gibt es eben immer wieder Kandidaten, die charaktermäßig zwar vermittelbar wären, aber eben einfach nicht vermittelt werden dürfen.
Am Tag unseres Shootings war auch für mich spürbar, dass alle an ihren Grenzen arbeiten – welcher Hund wohin kommt, gleicht einem Tetris-Spiel. Alle müssen versorgt werden, viele müssen medizinisch behandelt werden, es ist laut, es ist voll, für die großen Hunde ist es eng, alle wollen Auslauf, Sozialkontakt, Beschäftigung und wie immer ist für alle einfach viel zu wenig Zeit. Nebenbei noch der „normale“ Alltag und eins ist jedem klar – der nächste Neuzugang wird nicht lange auf sich warten lassen… Fangen wir also an.
Foxy

Der kleine Foxy wirkt zunächst unglaublich ängstlich und unsicher. Fast schon panisch drehte er sich immer wieder um und prüfte, ob ich „Monster“ noch immer an ihm dran hänge – Die Rute eingekniffen, die Augen aufgerissen. Die Details seiner bisher bekannten Vergangenheit erklärten dieses Verhalten dann recht schnell und ließ mich mal wieder kopfschüttelnd dastehen. Herumgereicht wie ein aussortiertes Kleidungsstück, was nicht mehr passte. Leider eben auch so behandelt – von Menschen, denen ihr eigenes Leben oft zu viel ist.
Nach einigen Minuten im Freilauf taute Foxy so langsam auf. Seine Rute nahm eine entspannte Stellung ein und man merkte auch schnell, dass der kleine Rüde auch eine andere Seite hat. Ja man kann sagen, er wurde fast schon frech und plötzlich sehr lustig 😀 Er wusste definitiv sehr genau, wer die Kekse hat und was er dafür tun muss, um diese zu bekommen. Niedlichkeitsfaktor 100!
Ich drücke dem kleinen und recht unkomplizierten Kerl sehr die Daumen, dass er schnell einen sicheren Hafen findet, wo man ihm die Welt noch einmal von einer schönen Seite zeigt.


Rolf

Als wir das nächste Model aus seinen Räumlichkeiten holten, schmückte ein Schild seinen Eingang. Darauf war zu lesen: „Rolf aka Killer“. Ich stutzte kurz… Normalerweise werde ich auf solche problematischen Hunde im Vorfeld aufmerksam gemacht. Als dann noch ein kleiner, doch recht freundlicher Dackel herausspaziert kam, vergewisserte ich mich, ob ich auch wirklich richtig gelesen hatte. Aber ja! Der kleine Mann wurde gefunden, vermisst hat ihn niemand. Im Auslauf zeigte er sich mir gegenüber völlig unproblematisch, was jedoch schnell klar wurde: In seinem Kopf sind nicht nur bunte Murmeln, sondern doch recht viel brauchbares Material.
Dies will er auch unbedingt nutzen und hat jede Menge Freude an Suchspielen und Kopfarbeit. Seine bisherigen erzieherischen Defizite wird es sicherlich schnell aufholen. Bleibt noch offen: Warum denn „Killer“? Nun… So niedlich er auch schaut, andere Kleintiere (z.B. Katzen, kleine Hunde) sind für ihn Beute, die er nicht nur aus Spaß jagen will, sondern die er bis zum bitteren Ende vehement angeht. Zukünftig darf Rolf keinesfalls ungesichert Kontakt zu kleineren Hunden oder anderen Kleintieren haben!

Torsten
Zugegebenermaßen weiß ich nicht so recht, wie ich mein Treffen mit Torsten beschreiben soll… Der große Rüde fällt total in mein „Beutefangschema“ und wahrscheinlich verfalle ich gleich ins Schwärmen. Aber das ist an sich nicht schlimm, denn Torsten ist einfach auch ein absolut unproblematischer Hund, der zumindest erzieherisch viel mitbekommen hat. Nachdem er unter etwas kuriosen Umständen ins Tierheim kam, konnte seine Vergangenheit etwas aufgerollt werden. Dass hierbei in den letzten Monaten nicht viel positive Aspekte dabei waren, war für die Mitarbeiter keine große Überraschung.

Eigentlich reicht es, wenn man sich ihn anschaut. Torsten ist noch sehr dünn und hat kaum Muskulatur. Sein Erscheinungsbild lässt einen nicht vermuten, dass er bereits 3 Jahre ist – vielmehr denkt man, es steht ein tapsiger, übergroßer Welpe vor einem. Trotz dass ich für den großen Mischling völlig fremd war, hörte er aufs Wort. Sitz und Platz ist ein Kinderspiel für ihn und auch an der Leine läuft er anständig. Das Vertrauen in den Menschen hat er trotz seiner Vergangenheit noch nicht verloren und ich wünsche ihm so so sehr, dass er das Tierheim so schnell wie möglich wieder verlassen darf. Ein Hund, der mein Herz an diesem Tag sehr schwer gemacht hat <3


Ylva

Nach so vielen Männern zwischendurch etwas weiblicher Charme 🙂 Ylva ist ein Berg von einem Hund – genauer genommen ein Leonberger-Mischling. Freundlich und verspielt kommt sie daher und benimmt sich, wie sich so ein löwenähnlicher Hund eben benimmt. Wachsam und aufmerksam, gleichzeitig aber sehr sanft und sozialverträglich. Auch Ylva wurde ausgesetzt, im Nachhinein konnte man etwas über ihre Vergangenheit erfahren, was für die Vermittlung natürlich immer Gold wert ist.
Sie kennt Katzen, Kinder und hat mit anderen Hunden zusammengelebt. Wünschenswert wäre für sie, dass sie zukünftig auch wieder einen Hund an ihre Seite bekommt. An der Leine würde man ihre „soziale Ader“ zunächst allerdings nicht erkennen, denn hier merkt man bei Hundebegegnungen recht eindrucksvoll, dass die große Hündin auch ein entsprechendes Gewicht mit sich bringt… Definitiv eine Baustelle, die standfeste Interessenten in Angriff nehmen müssen.
Heinz-Dieter
Der kleine Heinz-Dieter… Ein echter Charmeur und Knirps, der genau weiß, welche Knöpfe er zu drücken hat, um Menschen binnen weniger Minuten um den Finger zu wickeln. Für mich an dem Tag der 3. ausgesetzte Hund, der einfach nicht vermisst wurde. Auch seine Vergangenheit ist bisher unklar. Zum Fotografieren kam ich anfangs kaum, denn Zwergnase tanzte die ganze Zeit auf meinem Schoß herum. Man hatte immer eine Stimme im Ohr, die einem zurief „Nimm mich mit!“.

Die Bindung an neue Menschen fällt ihm entsprechend nicht schwer. Im Gegenteil – schwer fällt es ihm, Menschen wieder gehen zu lassen oder ganz ohne Menschen zu sein… Hier reicht schon eine kleine Gassirunde mit ihm und er versteht nicht, warum er nun wieder zurückgelassen wird. Die Situation im Tierheim für ihn entsprechend ungünstig. Das lässt er auch lautstark von sich. Bei all der Niedlichkeit muss man ziemlich aufpassen, dass der kleine Rüde nicht ganz so die Oberhand gewinnt und man quasi willenlos seinen Forderungen folgt. Es wird vermutet, dass dies in der Vergangenheit der Fall war, denn dreht man den Spieß um, zeigt Heinz-Dieter dann doch recht schnell, dass es jetzt besser wieder nach seiner kleinen Nase laufen sollte 😀


Zum Abschluss…
Möchte ich vorsorglich noch auf folgende Dinge hinweisen:
- Ich bin kein Mitarbeiter des Tierheims, bin dort lediglich ehrenamtlich tätig
- Richtet daher bitte keine Vermittlungsanfragen an mich sondern direkt an das Tierheim Chemnitz
- Nehmt manche Dinge bitte einfach mit Humor… Mir ist bewusst, dass manche Schicksale alles andere als lustig sind
- Die Beschreibung der Hunde ist keinesfalls vollständig – Einen ausführlicheren Steckbrief der zu vermittelnden Tiere findet ihr auf der Vermittlungsseite des Tierheims:

Liebe Jenny, auf der Suche nach einer sinnvollen Spende an ein Tierheim meiner Wahl bin ich auf Deinen Blog, Webseite und Deine Fotoshootings mit den Tierheimhunden in Chemnitz gestoßen.
Vielen Dank für diese wertvollen Einblicke! Du erzählst mit so viel Einfühlungsvermögen von den Hundeschicksalen & Deinen Begegnungen im Alltag des Tierheimes.
Mir sind die Tränen beim Schauen der Hundeschicksale gekommen. Du berührst einfach!
DANKE für Deine tolle Arbeit.